Johannes Plenio | unsplash
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Kultur, Sport, Regionale News

Ende Winter

Eigentlich ist sie schon eine ganze Weile her. Und eigentlich müsste sie sogar noch länger her sein. Für ihre Verschiebung sorgte ein Erdrutsch. Für einen Kulturblog-Beitrag über sie passen das heutige Winterende und der morgige Frühlingsanfang aber auch.

von Werner Kälin, Kulturblogger

Gemeint ist die Kulturpreisverleihung von und in Glarus Süd. Die Gemeinde kündigte den Förderpreis an den Freeskier und Filmemacher Sämi Ortlieb im August 2023 an. Die ursprünglich vorgesehene Vergabe im September wurde wegen des Wagenrunse-Erdrutschs auf November verschoben. Während ich im September noch in Schwanden strandete, glänzte ich im November durch Abwesenheit.

 

v.l.n.r.: Gemeindepräsident Hans Rudolf Forrer, Kulturpreisgewinner Sämi Ortlieb und (der ehemalige) Gemeinderat Stephan Muggli an der Preisverleihung im Singsaal des Oberstufenschulhauses Schwanden.

   

Manöver und Wehmut

Von meinem Manöver bleibt etwas Wehmut übrig, nicht dabei gewesen zu sein. Doch  der Blick in die «Glarner Nachrichten» zum gelungenen Artikel von Claudia Kock Marti lindert die Wehmut. Die feierliche Preisverleihung in Schwanden, statt im September im Fabriktheater im November im Singsaal des Oberstufenschulhauses, scheint gelungen zu sein. Claudias Fragen könnte ich dem Kulturpreisgewinner nicht besser stellen. Deshalb bringe ich eine davon, die erste, auch hier:

Claudia Kock Marti: Was bedeutet für Sie die Verleihung des Kulturpreises?

Sämi Ortlieb: Für mich ist es sehr schön, diese Anerkennung von der Gemeinde Glarus Süd zu erhalten. Ich lebe bereits mein ganzes Leben hier und fühle mich mit dem Glarner Hinterland sehr verbunden. Dabei bin ich eigentlich in einer mega Subkultur unterwegs. Es ist schön, wenn nicht nur diese einen wertschätzt.

Den vollständigen Artikel von Claudia Kock Marti mit Sämi Ortlieb gibt's in diesem Kulturblog-Beitrag als Download.

    

POWDER 20. Mai 2019: «He wanted to be a seamstress; now he skis for level 1 instead»

   

Ortlieb ginge es nicht um die reine sportliche Leistung, sondern auch um die Herausforderung der Ästhetik, erzählte der Berner Freeskier und Fotograf Ruedi Flück bei der Laudatio an der Kulturpreisverleihung. Er sei detailversessen und überlasse nichts dem Zufall. Der mit 4000 Franken dotierte Kulturpreis landet also treffsicher in hochwertigem Filmschaffen, wofür «Manöver» beispielhaft steht.

 

Schweiz und Kanada

Bei der Suche mit dem Stichwort «Sämi Ortlieb» auf YouTube tauchen nebst «Manöver» einige weitere Filme von oder mit Sämi Ortlieb auf. Darunter «adVENNture» mit seinem kanadischen Freund Rob Heule. Der Kommentar zum Film lautet KI-übersetzt:

Die Schweiz und Kanada haben viele Gemeinsamkeiten: hochalpine Gipfel, rot-weisse Flaggen und Tiefschnee. Obwohl sie durch den Atlantik getrennt sind, haben sich die langjährigen Freunde Sämi Ortlieb und Rob Heule zusammengetan, um ein gemeinsames Skierlebnis von den Skiliften und im Hinterland ihrer jeweiligen Heimat in Glarus (CH) und Alberta (CAN) zu vermitteln.

Zurück zu «Manöver»: Auch darin spielt Rob Heule genauso eine Rolle wie grüne Pisten, die perfekt animiert laufend beschneit – eigentlich «beschneet» – werden. Der Film ist fünf Jahre alt, vollständig im Glarner Hinterland gedreht und mit einheimischer Musik von Hazer Baba hinterlegt. Er zeigt auch, dass Wintersport im Glarnerland richtig Spass machen und schön sein kann.

   

  

Vielleicht wegen dieser Freude wünschen sich viele Menschen im Glarnerland auch in Zukunft Schnee im Winter. 

 

Sehnsucht und Identität

Umso spannender ist es gerade jetzt, in «Manöver» die animierten Schneespuren zu sehen, von denen es nicht weit zur Frage ist: Was ist uns gemeinsam die Freuede am Wintersport wert? Darum geht es an der nächsten Gemeindeversammlung in Glarus Süd. Dann und dort treffen politische, wirtschaftliche, ökolologische, soziale und kulturelle Überlegungen auf die Sehnsucht der Menschen. 

Wintersport ist vermutlich ein Teil der schweizerischen Identität. So gehören die Ski-WM in Crans Montana (CH, 1987) und Olympia in Calgary (CAN, 1988) – eine weitere wintersportliche Verbindung zwischen der Schweiz und Kanada – auch zu meinen liebsten Kindheitserinnerungen. Damals jubelte das ganze Land vor Freude über die Schweizer Medaillen, auch über die von Vreni Schneider aus Elm.

 

Schneesport und Leinwände

Ebenfalls in den 1980er Jahren sorgte das Aufkommen des Snowboards für noch mehr Schwung im Wintersport. Damals fand das Snowboarden den Weg auf die Kino-Leinwände. Ein bekanntes Beispiel ist die Ski- und Snowboard-Szene im James Bond-Klassiker «Im Angesicht des Todes» (A View to a Kill, 1985).

Auch SRF-Moderator Arthur Honegger schwärmt im SRF-Dok-Film «Rebellen im Schnee», dass es beim Snowboarden nicht um reine Leistung, sondern um Schönheit gehe. Er sagt dazu, was auch zum Freeskiing und Filmschaffen von Sämi Ortlieb passt: «Wenn man einen Trick besonders stylisch machen und das auch noch auf einem Film festhalten kann, der die ganze Bewegung zeigt, dann wird das dem Sport –  oder der Kunst – gerechter, als es ein Wettkampf je könnte.» Honegger erzählt weiter, dass das Snowboard zum Teil seiner Identität geworden ist.

Abgesehen davon geht's zum Schluss wieder um Sämi Ortlieb und Freeskiing: «Apart» ist eine fast zehn Minuten lange Sammlung von Aufnahmen, die in zehn Jahren gedreht wurden. Vollgenuss für Auge, Ohr und Herz.

Autor

Kulturblogger Glarus

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Kategorie

  • Film
  • Ski
  • Glarus

Publiziert am

19.03.2024

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