Glarus
Kunsthaus Glarus: Im Dialog mit Kunstschaffenden
An der Dialogführung im Kunsthaus Glarus vom 18. Januar fanden Gespräche mit den Kunstschaffenden Albert Schmidt, Sandro Steger, Barbara Streiff und Mirko P. Slongo statt. Dieses unjurierte Format ist in der Kunstszene einzigartig: Dabei können sich die Künstlerinnen und Künstler in einem moderiertem Gespräch dem Publikum vorstellen - das Publikum erhält seinerseits die Chance, mehr über die Hintergründe zu erfahren.
In der Kunstszene ist das unjurierte Format der Vorstellung Kunstschaffender einzigartig. Interessierte Künstler:innen können sich in einem moderierten Gespräch einem Publikum vorstellen und die Hintergründe ihrer Arbeiten erklären und zur Diskussion stellen. Bei den bisherigen Dialogführungen wurden immer wieder interessante und manchmal überraschende Positionen und Herangehensweisen vorgestellt und besprochen. Dem Publikum bietet sich die Chance, im direkten Austausch mit den Künstlerinnen und Künstlern mehr über die Hintergründe ihres Schaffens zu erfahren und auch Themen anzusprechen, die sonst nicht offen behandelt werden. Am 18. Januar stellten sich Mirko P. Slongo, Barbara Streiff, Albert Schmidt und Sandro Steger in einem moderierten Gespräch - oder eben Dialog - den Fragen.
- Mirko P. Slongo ist seit 1980 als Künstler im Bereich der bildenden Kunst, Malerei, Installation und Kunstperformance tätig. Ferner ist er auch darstellender Künstler als Musiker. In diversen Gestaltungen und Illustrationen wie Kunstkataloge und Bücher ist sein Werk dokumentiert. Mirko Slongo verarbeitet und fixiert in seinen Darstellungen visionäre Erfahrungen aus seinen Wahrnehmungen und den nie vollständig erklärbaren Bildern seiner Traumwelt. Die in Acryl und Oel gemalten Werke entstehen meist aus alltäglichen Skizzen und «Gekritzeln» aus denen er Rückschlüsse auf das Unterbewusstsein zieht. Auch aus Bildern die aus der Synchronizität um ein inneres Ereignis entstehen, z.B. einer Emotion oder einem Traum. Zudem arbeitet er mit digitalen Bildkompositionen, Fotocollagen, Videos und eigener Musik. In der aktuellen Ausstellung sind Werke zu sehen, die inspiriert sind durch die eigene Erkundung des Reifens und der Vergänglichkeit. Der Künstler beschäftigt sich mit einem Portrait von Hemingway, welches sich mit den Licht- und Schattenseiten des Literaten auseinandersetzt. Hemingway hat 1953 den Pulitzer-Preis für seine Novelle «der alte Mann» erhalten. Ein passendes Zeitdokument, welches in die ausgestellte Reihe der Arbeiten passt. Zusammengefasst sind Werke zu sehen, die sich mit der Ernsthaftigkeit und Endlichkeit des Lebens mit breiter Farbigkeit befassen.
Barbara Streiff hat Wurzeln im Glarnerland und lebt in Mollis. Sie arbeitet international und kuratiert Anlässe für Videokunst. Über ihre Arbeit schreibt sie: «Die Installation mit Objektart entstand ortsbezogen, im Dialog mit der Umwelt und lädt das Publikum zum ganzheitlichen Kunsterlebnis ein. Ich verwende Alltagsgegenstände um Erinnerungen, Erlebnisse und Aktualitäten festzuhalten und zu verarbeiten. Neben dem ökologischen Aspekt gebe ich den Gegenständen eine neue Bedeutung. Dies oft durch die Verfremdung, oder in der Kombination».
Nach dem Suchen von gebrauchten Laufrädern, alltäglichem Material und Fundstücken, entstand bei der Reduktion auf das Wesentliche das Konzept im «Laufrad Diversa». Nach der Skizze der Idee hat die Künstlerin gebrauchte Laufräder gesammelt und diese mit Abfallmaterial aus der Konsum-Gesellschaft bestückt. Es geht der Künstlerin nicht um die Moral, vielmehr steht die symbolische Bedeutung der Gegenstände im Zentrum. Beispielsweise wird das Pentagramm als Schutzzeichen für Gesundheit und Leben mit Zeitungen dargestellt. Es gilt als Abwehr gegen Dämonen. Wenn das Zeichen auf den Kopf gestellt wird, wird dieses zum Zeichen der schwarzen Magie und des Bösen. Im Gespräch erwähnt sie die Bedeutung der Symbole bei C.G. Jung, der die Abgrenzung zum Zeichen wie folgt formuliert: «Das Symbol setzt immer voraus, dass der gewählte Ausdruck die bestmögliche Bezeichnung der Formel für einen relativ unbekannten, jedoch als vorhanden erkannten oder geforderten Tatbestand sei.»
Quelle: C.G. Jung;Typologie, Zürich 1972
Albert Schmidt
Nach den Berufsjahren als Lehrperson für Bildnerisches und Manuelles Gestalten sowie Kunstgeschichte lebt der Künstler wieder in Engi. Die frühere Nebenbeschäftigung ist professionell und zum «Rentnerberuf» als Maler und Fotograf geworden. Seit 1970 verfolgt Albert Schmid seine künstlerische Arbeit mit der Tätigkeit als Text- und Bildautor. Ein zentrales Beispiel ist das Buch «Freiraum-Bergraum, ein Lebenswerk aus den Bergen». Das Kunstschaffen wird mit 200 Fotos über vier Jahrzehnte der Öffentlichkeit vorgestellt. Das aktuelle Kunstschaffen ist immer mit Naturbegegnungen, Beobachtungen und Erfahrungen in allen Jahreszeiten, auf Berg- und Skitouren verbunden. Die seit 30 Jahren ausgeführten Gleitschirmflüge tragen zu den intensiven Erlebnissen bei. Der Künstler setzt sich für den Schutz der letzten, noch intakt gebliebenen Berglandschaften und deren Tierwelten ein. Er gehört zur Gilde der «Schweizer Bergmaler GSBM. «Bergmaler» als Zugehörigkeit zu einer Kunstrichtung trifft den Kern nicht und versucht den Künstler in eine «Schublade» zu stecken. Die konkreten Erfahrungen am Berg sind für Albert Schmid wichtig. Die Auseinandersetzung mit dem Stein und die Verbindung mit Kunst sind für den Künstler faszinierend. Die Strukturen der Felsen sind in den Glarner Bergen besonders ausdrucksvoll und führen die Kunst zu abstrakten Darstellungen. Er sucht und findet in seinem Werk immer wieder Variationen. Das Material Stein ist als Drucktechnik ein wesentliches Element des künstlerischen Ausdrucks. Die Strukturen der Bergwelt mit den steil abfallenden Felsen und die imposanten Höhenmeter regen zum Gegenpol in der Wüste an, wo die weite der Landschaft im Zentrum steht. Als Ausgleich zieht es den Künstler dahin.
Sandro Steger
Er hat nach seiner handwerklichen Ausbildung als Spengler und Metallbauer in Oslo Kunst studiert und ist nach den 30-sten Lebensjahr in die Schweiz zurückgekehrt. Sandor Steger arbeitet an Installationen, Skulpturen und Collagen. Seine Installationen kennzeichnen sich durch ortsspezifische Eingriffe, wie die Installation auf dem Eingangsdach zum Kunsthaus zeigt. Die Installation integriert sich in die Umgebung und ist eine Ergänzung, welche die Wahrnehmung der Betrachtenden herausfordert. Fantasien sind gefragt. Jedermann und -frau kann erleben, was bei sich als Erinnerung aufsteigt. Das ist sehr subjektiv und auch projektiv. Aus diesen Wahrnehmungen entsteht Sinn für die erscheinende Gestalt des Objekts. Die Interventionen von Sandro Steger können sich auf einem schmalen Grat zwischen Legalität und Illegalität bewegen. Dem Künstler ist es wichtig, dass die Grenze zur Illegalität nicht überschritten wird. Das bedeutet, dass mit der Intervention nichts zerstört wird. Es bleibt immer bei der Ergänzung und der Bereicherung der Ausgangslage. Das Spiel zwischen der Funktion eines Objektes und der künstlerischen Darstellung, mit handwerklichem Können, schafft Zwischenräume, die durch das Kunstobjekt ausgefüllt und gestaltet werden. Sandro Steger versteht es auch, seinen Objekten versteckten Humor einzuhauchen. Beispielsweise haben die Betrachter:innen die Gelegenheit bei der Installation auf dem Eingangsdach sich im Spiegel selbst zu sehen und zu erkennen. Ein weiteres Spiel mit der Wahrnehmung, welches die Kreativität anregt. Der Abbau der Installation erfolgt so, dass die installierten Elemente dem sich schliessende Kreislauf der Materialität anschliessen.
Eduard Hauser
Autor
Kulturblogger Glarus
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