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Zwei Jubiläen, zehn Stimmen: Teil zwei – Gemeinde Glarus
Zehn Jahre sind es her, seit die fusionierten Gemeinden Glarus Süd, Glarus und Glarus Nord in die Zukunft aufgebrochen sind. 2021 haben sie bereits eine junge Vergangenheit, auf die sie auf den Jubiläumsbänkli zurückblicken. 29 davon werden insgesamt aufgestellt – je eines in jedem Dorf.
Fünfmal länger ist es her, seit in der Schweiz das Frauenstimmrecht eingeführt wurde. Was sich lange anhört, ist das Resultat eines noch längeren Kampfs für die Gleichberechtigung. So fand «bereits» 1959 die erste Volksabstimmung darüber statt. Andere Länder waren deutlich früher dran. In Deutschland zum Beispiel durften Frauen am 19. Januar 1919 – ebenfalls nach einem langen Kampf – das erste Mal wählen. In Europa waren nur Portugal (1974) und Liechtenstein (1984) noch später dran als die Schweiz.
Zum Zehnjährigen der Gemeindefusion kommen deshalb in einer kleinen Kulturblog-Serie Glarnerinnen zu Wort – drei aus jeder Gemeinde und eine für den Kanton. Den Auftakt machten drei Frauenstimmen aus Glarus Nord. Heute sind es drei Frauen aus der Gemeinde Glarus – eine Studentin, eine Lerntherpeutin und eine Mediothekarin. Zuerst aber dazu, wie die Gemeinde Glarus ihr zehnjähriges Bestehen feiert.
So feiert die Gemeinde Glarus
In der Gemeinde Glarus steht das Jubiläumsjahr unter dem Motto «mitenand wiiterguu». Das Jubiläum wird mit unterschiedlichen Aktivitäten für und mit Jung und Alt gefeiert. Ausgehend vom neuen Flurnamenbuch entsteht ein Flurnamenweg, welcher Netstal, Riedern, Glarus und Ennenda miteinander verbindet. In jedem Ortsteil entsteht zudem eine Flurnamenterrasse mit Blick auf die anderen Ortsteile. Dazu Gemeindepräsident Christian Marti: «Der Flurnamenweg verbindet unsere vier Ortsteile nicht nur physisch, sondern auch mental. Denn wer die Flurnamen seines Ortsteils kennenlernen will, tut dies aus der Optik eines anderen Ortsteils. Mit der Eröffnung der ersten Terrasse in Netstal am 9. Oktober weihten wir auch das erste Jubiläumsbänkli ein.» Ein weiteres Jubiläums-Highlight war die Kunstausstellung «Mini Gmeind Glaris». Zahlreiche Schülerinnen und Schüler kreierten verschiedenste Kunstwerke und zeigten auf, wie sie ihre Heimatgemeinde wahrnehmen. Einige davon sind im Gemeindehaus ausgestellt. Ende Juli fand in Netstal der Jubiläumsgottesdienst mit Rahmenprogramm statt.
Eva-Maria Kreis (1997)
Studentin Germanistik/Philosophie und Lehrbeauftragte Kantonsschule aus Glarus
Was gefällt Dir besonders an der Gemeinde Glarus – ganz allgemein und speziell kulturell?
Ganz allgemein gefällt mir der Volksgarten als Begegnungsort in Glarus – hier kommen wirklich alle Glarner:innen und Besucher:innen zusammen. Eine riesige Bereicherung finde ich auch den Raum Tomorrow, der allen Personen offensteht, sich auszutauschen oder sich an Sitzungen zu organisieren. Kulturell geniesse ich als junge Glarnerin das Angebot von Tunnel und Holästei, aber auch das Kunsthaus bietet viele spannende Ausstellungen.
Was würdest Du in den nächsten zehn Jahren in der Gemeinde Glarus ändern, wenn Du die Möglichkeit dazu hättest?
Ich würde in der Innenstadt Tempo 30 einführen oder sie ganz vom Verkehr befreien. Man könnte der Hauptstrasse entlang flanieren und in lokalen Lädeli die Einkäufe erledigen. Cafés und Restaurants könnten auch den ganzen Raum nutzen, wo jetzt Parkplätze sind. Es gäbe ein kleines Kino, in dem neue Filme, aber auch Retrospektiven gezeigt würden. Da wären viele kleinere Plätze mit Sitzmöglichkeiten unter Bäumen. Und in zehn Jahren würde die Gemeinde Glarus ein grosses Fest zum 60-Jahre-Jubiläum des Frauenstimmrechts organisieren.
Welches ist Dein Lieblingsort in der Gemeinde Glarus – wo würde also Dein persönliches Jubiläumsbänkli stehen?
Orte gäbe es viele: das Klöntal, Ennetrösligen, im Uschenriert oder auf dem Rietirei. Platzieren würde ich es trotzdem direkt auf dem Landsgemeindeplatz. Wir feiern mehrere Jubiläen: die Gemeindefusion, aber auch das Frauenstimmrecht. Ein Bänkli auf dem Zaunplatz stünde für mehr Demokratie im Kanton: politische Rechte für Niedergelassene und mehr Barrierefreiheit für Menschen mit Beeinträchtigung.
Verena Beerli-Kaufmann
pensionierte Kindergärtnerin und Lerntherapeutin aus Ennenda
Was gefällt Dir besonders an der Gemeinde Glarus – ganz allgemein und speziell kulturell?
Der Wohlfühlwert der Gemeinde Glarus ist vielleicht von aussen nicht sofort ersichtlich. Doch: Dieser Ort ist lebendig! So viele kulturelle Angebote für alle Altersgruppen und verschiedene Interessen. Das Kunsthaus, der Güterschuppen. Junge, kreative Leute, die ihre Ideen mit Mut und Durchhaltewillen umsetzen und Glarus einen Hauch von Grossstadtfeeling verleihen. Besonders stolz macht mich die Stele zum 50-Jahr-Jubiläum «Frauenstimmrecht in der Schweiz» im Volksgarten mit neun Porträts von Glarner Pionierinnen.
Was würdest Du in den nächsten zehn Jahren in der Gemeinde Glarus ändern, wenn Du die Möglichkeit dazu hättest?
Die Förderung der Lebensqualität ganz allgemein: Auf allen Hauptstrassen und Strassen, wo der Verkehr die Menschen durch Lärm und Staub beeinträchtigt, Tempo 30 einführen. Sichere Wege für Fussgängerinnen und Fussgänger sowie durchgehende, gefahrlose Velowege erstellen. Die Orte, speziell den Hauptort, mit Bäumen und biodiversen Pflanzen begrünen. Begegnungsplätze und kreative Spielplätze schaffen. Gezielt kleine Läden in den Ort holen, wie zum Beispiel ein Haushaltgeschäft.
Welches ist Dein Lieblingsort in der Gemeinde Glarus – wo würde also Dein persönliches Jubiläumsbänkli stehen?
Lieblingsorte kenne ich einige: Das Philosophen-Bänkli im Uschenriet, das Bänkli bei der Kastanie am Uschenrietweg, mit dem schönsten Blick auf Ennenda, Glarus und Netstal, der Grüeziweg und das Vogelbödeli in Ennenda, der Wald ob Glarus. Ein Jubiläumsbänkli kann ich mir im Volksgarten beim Wasserbrunnen vorstellen. Es müsste jedoch ein ganz besonderes sein.
Sarah Küng (1983)
Mediothekarin und SP-Landrätin aus Glarus
Was gefällt Dir besonders an der Gemeinde Glarus – ganz allgemein und speziell kulturell?
Mir gefällt das leicht städtische Flair, das Glarus verströmt und dass wir mitten im Erholungsgebiet wohnen. Kulturell bietet die Gemeinde auf relativ kleinem Raum sehr viel. Vom Laien-Chor über Museen und öffentliche Bibliotheken bis hin zu Theater und Konzerten. Speziell gut gefällt mir das Kunsthaus Glarus. Architektonisch nach meinem Geschmack, entdecke ich dort immer wieder Kunst, die mich berührt. Auch das Anna-Göldi-Museum in Ennenda ist eindrücklich.
Was würdest Du in den nächsten zehn Jahren in der Gemeinde Glarus ändern, wenn Du die Möglichkeit dazu hättest?
Ich würde den Frauen-Anteil in leitenden Positionen in der Gemeinde – zum Beispiel im Gemeinderat und bei den Abteilungsleitungen – deutlich erhöhen und die Inklusion durch ein Mehr-Angebot von entsprechenden Arbeitsplätzen fördern. Ausserdem die Begegnungszone, welche die Gemeinde visioniert hat, umsetzen und die Verkehrsproblematik im Klöntal während der Sommermonate angehen. Mir schwebt da eine ÖV-basierte Lösung vor.
Welches ist Dein Lieblingsort in der Gemeinde Glarus – wo würde also Dein persönliches Jubiläumsbänkli stehen?
Am liebsten hätte ich ein «Wander-Bänkli» – also eines, das immer wieder an einem anderen Ort steht. Stehen würde mein Jubiläumsbänkli ganz bestimmt im Richisau. Dort ist es bei jedem Wetter stimmungsvoll und auch ein wenig abgeschieden. Also ideal, um Abstand vom Alltag zu bekommen. Aber auch im Volksgarten in Glarus wäre mein Bänkli anzutreffen. Dann nämlich, wenn es mir nach Begegnungen und Gesprächen ist.
Zehnte Stimme für den Kanton gefunden: Kommende Woche geht es an gleicher Stelle weiter mit drei Frauenstimmen aus der Gemeinde Glarus Süd. Drei Gemeinden, drei Stimmen: Das ergibt erst neun. Weil es um das Zehnjährige der Gemeindefusion geht, fehlt also noch eine zehnte Stimme, die sich zum Kanton äussert. Schliesslich hiess es auch beim Projekt GL2011: drei starke Gemeinden, ein wettbewerbsfähiger Kanton. Nach dem Aufruf vom 24. Oktober hat sich eine Frau gemeldet, die an dieser Stelle am 14. November 2021 ihr Wort halten wird.
Autor: Werner Kälin
#10JahreGlarus
Autor
Kulturblogger Glarus
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