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„Wän alls eso chääm, we mä tänggt“
Unter diesem Titel wird am 26. April 2024 der neue Dokumentarfilm der Bündner Filmautoren Copi Remund (Regie) und Stefanie Roth (Kamera) im Güterschuppen uraufgeführt. Inspiration war ein 1978 gedrehtes Filmportrait von RTS. Vier der porträtierten Glarner Persönlichkeiten von damals kommen im neuen Film, mit 46 Jahren Abstand, wieder zu Wort: Sie schauen im neuen Film zurück auf ihre damaligen Ansichten, Erwartungen und Hoffnungen.
Als Vorbereitung auf die Vorpremière, an die ich als Kulturbloggerin eingeladen bin, schaue ich den „alten Film“ von 1978 – und bin fasziniert vom Rückblick in eine längst vergangene Zeit. Die Filmaufnahmen sind verschwommen, die Farben gedeckt, warm. Ich erkenne einige Leute, vor allem in der Sequenz mit dem Jazzkonzert in Engi. Es heimelt mich mächtig an.
1978 war ich eine KV-Lehrtochter, Klassen-Zweitbeste, mit hennagefärbten langen Haaren, einem frisierten Töffli und immer einem Buch im Rucksack. Mein kleiner Bruder trug Hochwasserhosen und schaute „Die Sendung mit der Maus“, die Schwester war im Welschland, wir schrieben uns Briefe. La Télevision de la Suisse Romande (kurz „der Wälsch“) stand auf dem Familienfernseher nie auf dem Programm, man hielt sich an die deutschsprachigen Kanäle. Also habe ich erst vor ein paar Tagen von dem Film erfahren, der ja zu einer Serie gehört, jedem Kanton eine Folge. Landschaftsbilder, Dörfer, Betriebe, und eben sechs Persönlichkeiten, alles junge Menschen.
Die Porträtierten habe ich damals noch nicht gekannt, sie sind ein paar Jahre älter als ich. Hatten studiert, waren auf Reisen. Ich habe mich gefragt, ob wir heute mehr Berührungspunkte und Kontakte zwischen den Generationen haben.
Sechs Leute wurden 1980 im fertigen Film vorgestellt, einer lebt nicht mehr, eine wollte am neuen Projekt, dem Filmexperiment von Copi Remund und Stefanie Roth, nicht teilnehmen.
Die Vorpremière fand im Rathaus Glarus statt, anwesend waren neben dem Regisseur und den Porträtierten einige Medienleute sowie Vertreter des Kantons, der das Projekt zusammen mit dem Historischen Verein und weiteren Donatoren unterstützt hat. Im Sitzungszimmer schauen wir uns den Film an, es ist mäuschenstill, der Film entwickelt einen Sog, dem man sich nicht entziehen kann und will. Neugierde, Mitgefühl, Anerkennung und Dankbarkeit wechseln sich ab.
Das Ergebnis dieses Experiments ist berührend. Schon die Blicke und Stimmen… 46 Jahre sind vergangen, und sie haben Spuren hinterlassen. Zuversicht, Einsichten, Ansichten die sich grundlegend verändert haben und neue Sorgen, an die damals niemand gedacht hätte. Wie die Jahre die Menschen geprägt haben, ihre Beziehungen, ihre beruflichen Wege und schliesslich den Ruhestand. Keine von ihnen ist heute passiv und „alt“. Alle haben sich in der Glarner Kulturszene einen Platz geschaffen und sind aus ihr nicht mehr wegzudenken.
Das Autorenduo hat Ruth Kobelt, Dodo Brunner, Kaspar Marti und Martin Vogel mit Respekt und Feinfühligkeit filmisch begleitet. Die Zeitspanne zwischen den Aufnahmen ist sehr gross: die Zeitreise ist eigentlich keine, denn wir hören wenig von dem, was in der Zwischenzeit geschehen ist. Wir sehen Filmsequenzen von damals und neue Bilder von den heutigen Lebensumständen, der Raum dazwischen wird mit dem Gemeinsamen gefüllt, jede hat ihre eigenen Erinnerungen, Erlebnisse, Begegnungen, Erfahrungen. Wir leben am gleichen Ort, einem kleinen Ort, an dem jeder jeden kennt. Hier sind wir wieder (oder immer noch) zusammen. Das regt zur Reflexion an.
Die Autorinnen und die Porträtierten freuen sich auf die öffentliche Première im Güterschuppen am 26. April, auf den Besuch von Weggefährten und von Heimwehglarnerinnen, Familienangehörigen, auswärtigen FreundInnen, auf das Austauschen von Erinnerungen, auf schöne Begegnungen mit alten Bekannten.
von Eva Gallati, Kulturbloggerin
Autor
Kulturblogger Glarus
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