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Zur Freude der Insekten
Zur Freude der Insekten: Am 22. September JA zur Biodiversitätsinitiative.
Als Kind, als Gleichaltrige ihr Zimmer mit Barbie tapezierten, hängte ich drei Poster mit überlebensgrossen Insekten auf. Zumindest lange dünne Beine haben sie beide, Barbie und Insekten. Schon damals war mir bewusst, dass Insekten nicht einfach lästige Viecher sind. Irgendwann fand ich die säbelbewaffneten karibischen Piraten aber doch attraktiver als die zumindest für ihren Ehegatten ebenfalls gefährliche Gottesanbeterin und tauschte das Wanddekor aus.
Mit Insekten beschäftigte ich mich wieder, als ich anlässlich des Schoggitalerverkaufs meiner Klasse zu Gunsten von Pro Natura eine Unterrichtsreihe zum Thema Insekten und Biodiversität vorbereitete. Dabei stiess ich auf die Krefeldstudie, welche von 1989 bis 2016 lief und zum alarmierenden Schluss kam, dass die Biomasse der fliegenden Insekten in diesem Zeitraum um 76,7 % abgenommen hatte und die Vielfalt der Insekten stark schrumpfte. Es gab 2016 also nur noch ein knappes Drittel der Insekten von 27 Jahren zuvor. Und 1989 war nicht ein Höhepunkt der Biodiversität; schon da hat sie stark unter der Zersiedelung und der Intensivierung der Landwirtschaft gelitten.
Mich freut, dass heute über Biodiversität gesprochen wird. Denn es ist mir ein Anliegen, dass meine Kinder und Kindeskinder die wunderbare Vielfalt des Lebens erfahren können. Doch es geht nicht nur um das Wunder des Lebens, sondern – ökonomischer gesehen – darum, dass sich die Natur durch genetische Vielfalt gegenüber dem sich wandelnden Klima behaupten kann, dass gesunde Bergwälder vor häufiger werdendem Steinschlag und Murgängen schützen, dass es in Zukunft fruchtbare Böden für die Nahrungsmittelproduktion und sauberes Trinkwasser gibt.
Es wird gesagt, dass die Landwirtschaft vornehmlich für die Nahrungsmittelproduktion da sei und nicht für den Naturschutz. Das ist mir zu kurz gedacht, denn die Landwirtschaft braucht die Biodiversität und umgekehrt. Um bei den Insekten zu bleiben: Sie bestäuben, sind Nahrung für andere Lebewesen, zersetzen und sorgen so zusammen mit Mikroorganismen dafür, dass Pflanzen wachsen können.
Die Biodiversitätsinitiative, über welche wir am 22. September abstimmen, ermöglicht es, dass Bauernfamilien für ihre Anstrengungen für die Biodiversität besser entschädigt werden können. Pflege der Biodiversität und landwirtschaftliche Nutzung schliessen sich nicht aus, wie ich kürzlich in Engi beobachten konnte. Freiwillige der IGNA ernteten zusammen mit unseren Nachbarinnen auf deren Grundstück Heukartoffeln. Dort, wo dieses Jahr die Kartoffeln unter dem Heu heransprossen, wird nächstes Jahr eine Blumenwiese gedeihen; und die Heukartoffeln werden einen Flecken weiter unten wachsen.
Wenn Sie sagen, dass das nicht reicht, um die Bevölkerung zu ernähren, dann erinnere ich Sie daran, dass wir in der Schweiz mehr als ein Drittel der produzierten Lebensmittel wegwerfen. Weniger Food Waste bedeutet, dass wir weniger intensivieren müssen.
Besagte Kartoffeln können Sie übrigens im Bioladen in Glarus kaufen – und am 22. September ein Ja zu Biodiversitätsinitiative einlegen. Es würde mich freuen, und die Insekten bestimmt auch.
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Grüne Partei Kanton Glarus
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