Nouvelles / Rapports
Die Pressekonferenz
Im März schockierte ein Zeitungsbericht über angebliche Vorfälle im Anna Göldi-Museum. Vor ein paar Tagen wurden den Vertretern der Presse die Konsequenzen aus der „Schmutzkampagne“ mitgeteilt. Dies ist der Anlass meines Besuches im Anna Göldi-Museum an einem verregneten kalten Frühlings-Vormittag.
Rechtsanwältin Veronika Britt (Stiftungsratspräsidentin) und Dr. Ursula Helg (Museumsleiterin) empfangen die wenigen Vertreter der Presse: Drei Journalisten, einen Fotografen und eine Kamerafrau. Dazu mich als Bloggerin. Es hat viel zu viele Stühle, wo soll ich sitzen? Die letzten paar Male als ich im Hänggiturm zu Gast war, waren die Sitzgelegenheiten knapp.
Vorne auf dem Podest sitzen uns gegenüber am Tisch Veronika Britt und Ursula Helg. Die Nervosität und Anspannung ist ihnen anzumerken, obwohl sie gut vorbereitet in die Pressekonferenz starten. Wie lange leiden sie schon an der Belastung durch diese Geschichte?
Was sie den Vertretern der Presse mitzuteilen haben, von denen einer vor Wochen eine Lawine losgetreten hat, ist kurz und bündig. Der Text ist bald vorgelesen. Danach ist es still. Doch Daniel Fischli hat eine Frage: „Warum nennen Sie unseren Bericht eine Schmutzkampagne?“ Die Antwort von Veronika Britt ist ruhig, ausführlich und klar. „Es wurden Interna aus dem Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer nach aussen getragen und von der Presse unhinterfragt veröffentlicht. Die geäusserten Vorwürfe erwiesen sich als unwahr.“ Zusammenfassend meint sie dazu: „Konflikte am Arbeitsplatz gehören nicht in die Presse“. Der Stiftungsrat wird keine rechtlichen Schritte unternehmen.
Das Anna Göldi-Museum ist erfolgreich in die neue Saison gestartet, das Programm liegt auf. Auf einem grossen Tisch sind die Veranstaltungsplakate ausgelegt, ich schnappe mir gleich mehrere, die mich interessieren.
Viele Anlässe habe ich schon besucht in diesem Museum. Früher war Anna Göldi im Ortsmuseum in Mollis untergebracht. Als ich im Jahr 2010 ins Glarnerland zurückkehrte, waren die Proben zum Theaterstück „Anna’s Carnifex“ im Gange, in meinem Elternhaus, dem Zwickyhaus in Mollis, war ganz schön etwas los! Die Fassade mit Gipsplatten verhängt, fünf grosse Tablare auf denen die Annas sassen, lagen, lamentierten. Eine davon war meine Schwester. Es war eine unvergessliche Zeit, die ich, selbst unbeteiligt, ganz nahe miterleben durfte. Sie hat meine eigene Lebensgeschichte stark mitgeprägt und dort zu irreversiblen Veränderungen geführt. Anna Göldi als Befreierin?
Damals lernte ich viele Leute kennen, die zur Aufarbeitung des Schicksals von Anna Göldi beigetragen haben.
2017 zog das Anna Göldi-Museum nach Ennenda um, mit den bisherigen Protagonisten, vor allem männlichen Geschlechts und schon lange involviert. Gross wurde das Museum, schön gestaltet! Das kostete viel Geld. Es gab Änderungen, wie in jedem von Menschen getragenen System. Es kamen mehr Frauen dazu, die Museumsleiterin, aber auch etliche Teilzeitangestellte, welche die Gäste durch die Ausstellung führten und betreuten. Es wehte ein neuer Wind, die Besucherzahlen wuchsen, Auswärtige interessierten sich. "Anna Göldi auf die Weltkarte setzen", titelte Glarus24 nach dem erfolgreichen Referat von Silvia Federici aus New York. Die Themen wurden vielfältiger. Unbequeme Zusammenhänge taten sich auf. Trauerte da jemand den alten Zeiten nach?
Konflikte gibt es überall, mögen wir weise mit ihnen umgehen. Tolerant sein und Grenzen setzen. Freundlich sein und Nein sagen dürfen. Einander gestalten und beitragen lassen, ohne unsere Verantwortung aus den Händen zu geben.
Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte ist ein Leitfaden für den Umgang mit einander.
Von Eva Gallati, Kulturbloggerin
Autor
Kulturblogger Glarus
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