Glaris, Grisons
Wohin fliesst die Kraft des Gletschers, wenn das Eis schmilzt?
Fridolin Walcher zeigt am Bergfahrt-Festival vom 7.–9. Juni 2024 in Bergün seine Ausstellung „RESTLAGER: Wohin fliesst die Kraft des Gletschers, wenn das Eis schmilzt?“ in den Kellern der Chesa Orte. Am UNESCO-Welterbetag vom 8. Juni ist im Glarner Güterschuppen seine Installation zu sehen, zusammen mit den Arbeiten verschiedener Kunstschaffender.
Das Bergfahrt-Festival bietet eine Auseinandersetzung mit dem Klima und führt das Publikum von Höhepunkt zu Höhepunkt. Geboten werden Lesungen, Diskussionen, Konzerte, Filme, Gespräche, Begegnungen, Kunstaktionen, Ausstellungen oder Suppe am lange Tisch, Kuchen im Kurhaus, Theater - und zahlreiche Überraschungen.
Das Herz des Festivals ist im historischen Kurhaus, eingebunden in das Dorf Bergün, umgeben von Bergen. Eine aussergewöhnliche Gelegenheit, sich literarisch, kulturell, politisch, philosophisch und musikalisch mit aktuellen Herausforderungen der Gegenwart auseinanderzusetzen.
Haben Sie jemals einen Eisberg im Nebel gesehen? Copyright fridolinwalcher.ch2023
Im dunklen Keller der Chesa Orta gibt es Überraschungen, beispielsweise wird ein Eisberg im Nebel gezeigt. Die Frage stellt sich automatisch: Wohin fliesst die Kraft des Gletschers, wenn das Eis schmilzt? Wo lagern die Kräfte der Gletscherkalbungen nach dem Schmelzen des Eises? In der Tiefe und Kälte der Räume werden Kräfte einer Transformation erlebbar. Unser Körper transzendiert und schwingt mit. Schliesslich bestehen wir Menschen zum grossen Teil aus Wasser. Was bleibt denn eigentlich zurück im Restlager und bei der menschlichen Existenz?
Wie lange dauert die Ewigkeit?
Wassergedanken - unter diesem Titel findet das Multimediagespräch mit Fridolin Walcher am Samstag, 8. Juni 2024 um 18.30 Uhr in der Mehrzweckhallte Bergün statt. Er schöpft aus seinem Fundus an Erfahrungen aus den Glarner Alpen, wo die Gletscherschmelze und der Klimawandel auch spürbar sind. Die Ergebnisse der fotografischen Langzeitarbeiten sind eindrücklich.
Auf Expeditionen mit Schweizer Forschern hat Fridolin Walcher die Kraft und die mystische Faszination oder die Vergänglichkeit des ewigen Schnees hautnah erlebt. Sicher scheint, dass das, was in der Arktis läuft, uns morgen in den Alpen einholen wird. Wir sitzen alle im selben Boot, wenn uns das Eis als Wasser begegnet.
Gletscher-Kalbung am Jakobshavn Gletscher, dem am schnellsten fliessenden Gletscher der Welt, Copyright fridolinwalcher.ch2023
Die Gletscher nehmen beim Schmelzen Tempo auf. Mit einer Fliessgeschwindigkeit von mehr als 40 Metern pro Tag, ist der Jakobshavn Gletscher in Westgrönland heute der am schnellsten fliessende Ausflussgletscher der Welt. Unter der Leitung von Dr. Martin Lüthi, Uni Zürich, forscht das geografische Institut seit 2014 an grönländischen Ausflussgletschern über die Gletscherdynamik, Gletscherkalbung und deren Prozesse an der Basis.
Im Juli 2023 war Fridolin Walcher eingeladen, das vierköpfige Forschungsteam an die Kalbungsfront des produktivsten Gletschers bei ihrer Arbeit zu begleiten. 80 Kilometer entfernt von den nächsten Siedlungen überwachten die zwei Glaziologen und zwei Seismologinnen ihre Instrumente, immer die Front im Auge, die 150 Meter aus dem Wasser ragt. Das Eis steht an dieser Stelle, wo es abbricht, über 1000 Meter tief im Wasser. Die entstehenden, riesigen Eisberge treiben durch den Fjord in Richtung Meer, um nach acht bis 12 Monaten in der Discobucht vor Ilulissat zu erscheinen. Dorthin, nach Ilulissat, pilgern die Touristen im Sommer, um die grossen Eisberge zu bestaunen, die hier in der Abgeschiedenheit des Forschungsgebiets abkalbten, bevor sie ein Jahr später in kleinerer Form vor dem Dorf tanzen.
Eduard Hauser
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Kulturblogger Glarus
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